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Sonntag, 25. April 2021

Das Zeitalter der Blinden

 

Zuletzt sah ich den Film „Stadt der Blinden“, basierend auf dem gleichnamigen Buch von José Saramago. Buch und Film sind absolut empfehlenswert.

Ähnlich wie in dem Film „Der Schacht“ von Galder Gaztelu-Urrutia geht es darum, wie Menschen verrohen und Moral und Ethik dem Überlebenswillen und dem Gruppenzwang opfern. Wie sich Menschen verhalten, wenn sie sich unbeobachtet fühlen.

Die Metapher hinter der „Stadt der Blinden“ gefällt mir besser. Obwohl 20 Jahre alt passt die Geschichte besser in unsere jetzige Zeit. Menschen erblinden durch eine Pandemie, werden in Internierungslager gesteckt, mit Lebensmittel versorgt, und sich selbst überlassen. Gegen Ende der Geschichte haben sich die staatlichen Institutionen zurückgezogen, und die Gesellschaft ist zerfallen.
Ich interpretiere Erzählung so, dass hinterfragt werden soll, in wieweit wir unsere Augen vor der Welt um uns verschließen, und wir uns somit blind stellen.

Was wir nicht sehen, existiert nicht. Und somit brauchen wir uns mit einem Umstand oder einem Problem nicht zu beschäftigen.
Eine Pandemie gibt es nicht. Der Klimawandel existiert nicht. Es gibt keine Wohnungslosen, keine Altersarmut, keine ungerechte Einkommensverteilung und auch kein Elend von Geflohenen. Immer feste die Augen zu. Passt schon.

Nur, es kommt immer ein Punkt, da ist ein Problem so groß, dass es nicht mehr übersehen werden kann.

Wie verhalten sich Menschen dann? Einsichtig? Ich bezweifle das, aufgrund der aktuellen Stimmungslage in diesem Land, in dieser Gesellschaft. Jede/r hat nur seinen eigenen Vorteil „vor Augen“.

Beide Filme, und auch das Buch, zeigen, meiner Ansicht nach, ein realistisches Menschenbild. Es ist zu befürchten, dass sich dies auch nicht so schnell ändern wird. Leider.

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