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Dienstag, 10. September 2024

Times are not changing

Zwei Jahre sind nun bald seit meinem letzten Blogbeitrag vergangen.
Noch immer herrscht Krieg in der Ukraine, dem Sudan, dem Jemen, und dem Nahen Osten.
Donald Trump ist erneut als Präsident im Gespräch.
Ein extremes Klimaphänomen geht in ein Anderes über, und führt immer mehr zur Resignation.
Islamistisch ausgerichtete Gewalttaten sind wieder ein Thema in Deutschland, und lösen einen nahezu grotesken Diskurs zum Thema Migration und Sozialpolitik, sowie den Einzug von Rechtsradikalen in deutsche Landtage, aus.
Populistische Meinungsmacher:innen werden in den Medien als Protestparteien verharmlost, und entsprechend von den Algorithmen der Sozialen Netzwerke belohnt.

Und die etablierten Parteien versuchen verzweifelt komplexe Politik in 90 Sekunden auf einem chinesischen Medium zu erklären, während ein wirrer CEO aus den USA auf seinem Netzwerk politische Wahnvorstellungen befeuert.
Die klassischen Medien werden an die (politischen) Ränder gedrückt, und erfüllen ihre Rolle als „vierte Gewalt“ immer weniger.
Der ÖRR überträgt stundenlang Sportevents, anstatt bei politischen Talkshows einen Faktencheck live durchzuführen.
Wäre es nicht Aufgabe von Medien und Politik, hier Brücken zu bauen? Anstatt im Hinblick auf Quote, Umfrageergebnis und Algorithmen das jeweilige Klientel in seinen Vorurteilen zu bestätigen?

Gab es ausreichend Leitartikel, die hinterfragt haben, warum es in einem so reichen Land einer ehrenamtlichen „Tafel“ bedarf, um Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen?
Warum wird nicht kritisch darüber berichtet, wenn konservative Politiker:innen einem Portal wie NIUS Interviews geben?
Warum wird es hingenommen, dass Bertelsmann RTL-Formate wie „Hartz aber herzlich“ produziert, nur damit später die Bertelsmann-Stiftung Forschungsergebnisse über „sozial schwache“ Menschen veröffentlicht?

Wieder sind wir an einem Punkt angelangt, dass finanziell schwache Menschen in der Politik und in einem Teil der (konservativen) Medien so dargestellt werden, als wenn sie allein Schuld an ihrem Schicksal sind.

Wenn wir, die Gemeinschaft aus Medien, Politik und Zivilgesellschaft, so weitermachen, wird uns die negative Entwicklung überrollen. Und der Ableismus von Luke Mockridge oder die verbalen Entgleisungen in der Migrationsdebatte werden erst der Anfang einer Spirale in den gesellschaftlichen Abgrund sein.
Bereits jetzt ist aus dem „das wird man doch wohl noch einmal sagen dürfen“ ein „die wird man doch noch wählen dürfen“ geworden.

Ich fand den Begriff „Wertekanon“ immer ein wenig schwülstig. Aber genau das ist es, was wir m.E. nach brauchen. Einen Kodex im Sinne von Roger Willemsen, ein Umdenken im Hinblick auf Headlines.
Nicht jedes provokante Geschwurbel erfüllt den Anspruch der freien Meinungsäußerung. Und nicht jede abweichende Meinung muss mit einem giftigen Kommentar in den sozialen Netzwerken geteilt werden.

Wenn wir jetzt aufhören, das Gute in den Menschen zu entdecken, dann stehen uns finstere Zeiten bevor.



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