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Sonntag, 12. Juli 2020

Freiheit

Unter dem Suchbegriff „Freiheit“ listet Google ca. 60 Millionen Ergebnisse auf. Das Interesse an diesem Wort scheint groß. Auch die Kunst in all ihren Formen beschäftigt sich mit der Sehnsucht danach, sich frei zu fühlen, oder es zu sein.

In den 1980ger Jahren war das Bild der Freiheit relativ simpel und klar. Der Westen war „frei“, insbesondere die USA. Der „Ostblock“ hingegen war das Sinnbild für Unterdrückung und Unfreiheit.
Mit dem Zusammenbruch der UdSSR begann die Entwicklung weg von dem Begriff der freien Gesellschaft eines Landes oder Systems, hin zur individuellen Freiheit des Einzelnen.

Im Laufe der letzten Jahre haben wir a
ngewöhnt, unsere Stärken und Schwächen als „persönliche Freiheit“ auszuleben. Vegane Ernährung, tägliches Grillen von Fleisch, überflüssige Fahrten mit dem getunten Auto oder Motorrad, oder mit dem Rad zur Arbeit. Es gibt viele Facetten.
Jedes Individuum definiert den Begriff der Freiheit nun für sich selbst. Einschränkungen werden jetzt immer weniger akzeptiert. Im Gegenteil, es wird erwartet dass das Gegenüber einsieht, dass seine Vorstellung von Freiheit falsch ist.

„Fridays for future“ wird daher von vielen als Bedrohung empfunden. Der Verzicht, bzw. die Reduzierung von Konsum, gilt als Angriff auf die persönliche Freiheit. Die Kritik an den jeweiligen Anderen ist dabei teilweise unsachlich und destruktiv.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie erleben wir die gleiche Debatte, nur auf einem anderen Themengebiet. Fakten werden mit Thesen vermischt, und so interpretiert, dass der eigene Freiheitswunsch im besten Licht dar steht.

Die Maskenpflicht ist ein Beispiel. Die Freiheit ohne Maske shoppen zu gehen, scheint einigen Menschen wichtiger, als Rücksichtnahme auf Risikogruppen.
Das Ausleben von individuellen Spaß schränkt Andere ein.

In einer freien Gesellschaft sind jedoch auch Regeln und Pflichten erforderlich, da es leider nicht ausreicht auf Empathie und Verstand des Einzelnen zu hoffen.
Dies schien in der Vergangenheit besser zu funktionieren. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass Impfgegner vor 20 Jahren „Hygienedemos“ abhielten oder das bei Einführung der Gurtpflicht „Mahnwachen“ abgehalten wurden.

Mag es an den sozialen Medien liegen, oder an der schnelllebigen Zeit, die uns im Arbeits- oder Privatleben (über)fordert, die derzeitige Entwicklung halte ich für problematisch.

Gesellschaftliches Zusammenleben kann nur funktionieren, wenn das einzelne Individuum akzeptiert, dass es seine Vorstellung von Freiheit nicht zu 100 % ausleben kann. Nutzen wir unsere individuelle Freiheit also lieber dafür, um über den Freiheitsbegriff Anderer nachzudenken, und ihn bestenfalls zu akzeptieren.









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