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Samstag, 4. September 2021

Als ich versuchte die Welt zu retten

 In meinen jungen Jahren, lange vor Fridays For Future, versuchte ich mich in der Umweltpolitik zu engagieren. Motiviert durch Bücher von Ulrich von Weizsäcker, oder dem Klassiker „Wege zum Gleichgewicht“ von Al Gore, war ich Mitglied der Grünen und diverser NGO’s.
Da standen wir dann. De Elite, die sich berufen fühlte, die Welt zu retten.
Wir erklärten den Menschen an Aktionsständen, dass Dosenbier und Autofahren schlecht seien. Wenn es am Stand nichts zu tun gab, unterhielten wir uns über unsere (Flug)Reisen nach Mexiko („Du musst EINMAL diese Wale sehen“), Costa Rica oder Afrika.

In einem Stadtteilbüro der GRÜNEN hatte ich mal einen Bezirksabgeordneten dieser Partei darauf angesprochen, die Glühlampen in dem Büro durch Energiesparlampen zu ersetzen. Es würde Kopfschmerzen bereiten in diese Lampen zu schauen, war die Antwort. Definierte ich damals den Zweck von Deckenlampen so, auf einen Tisch zu leuchten, musste ich mich damals eines Besseren belehren lassen.

Das ist lange her. 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert. Menschen ändert sich, Gesellschaften verändern sich, und damit auch Parteien und politische Strömungen.

Was ist heute anders?

Ich bin in keiner Partei, und stehe nicht mehr am Stand. Ich möchte Menschen nicht mehr vorschreiben auf was sie alles zu verzichten haben. Ich hoffe auf den freien Willen. Mir kommt es eher darauf an, dass ein Mensch versucht sein Leben, im Rahmen seiner Möglichkeiten, umzustellen. Der Eine trinkt sein Dosenbier, hat aber keine Auto (kann er sich eventuell nicht leisten). Die Andre fährt mit dem Hybrid-SUV einen Kilometer zum Bioladen, und führt damit die persönliche Co2 Bilanz an. Das Umweltbewusstsein in der Gesellschaft ist, zumindest in der Theorie, heute ausgeprägter.

Was sich nicht geändert hat.

Es wird noch immer von Umweltfreundlichkeit gesprochen. Ein Oxymoron. Umweltverträglichkeit trifft eher zu.

Die Vertreter der jeweiligen Echokammer zeigen mit dem Finger auf die Gegenseite, und warten darauf, dass diese den ersten Schritt macht.

„Die Verbraucher:innen/Wähler:innen“ geben zu Zweidritteln in Umfragen an, dass Sie mehr für Umwelt tun möchten. Sie handeln nur nicht danach.

Wäre dem so, würde es nur noch recyceltes Toilettenpapier, Haushaltspapier oder recycelte Papiertaschentücher geben. Der Markt regelt das, in der Theorie.

Es ist mir unbegreiflich, dass es erst einer grünen Regierungspartei bedarf, damit Menschen darüber nachdenken, warum sie sich mit buntbedruckten Papier den Hintern abwischen.

Was wir jetzt brauchen.

Eine Regierung die zwischen den einzelnen Echokammern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft moderiert.

Es bringt uns nicht weiter, weiter, wenn junge Menschen den Älteren Versagen vorwerfen, vor ein paar Jahren allerdings noch den Luxus genossen haben, im SUV zur Schule, Training oder Musikunterricht gefahren worden zu sein. Die abwertenden Verweigerung der Älteren den Argumenten der Jüngeren zuzuhören, hilft uns ebenfalls nicht. Die Herausforderungen in der Umweltpolitik, und damit verbunden auch der Sozialpolitik, lassen keinen Raum für Populismus.

Wir vergeuden wertvolle Zeit und Synapsen bei der Diskussion über Lastenräder oder „Kraftriegel für Arbeiter“.

Und, um meine subjektive Meinung zum Ausdruck zu bringen. Ich sehe derzeit keine Partei in D, die sich hier zur Moderation anbietet. Bleibt das das Prinzip Hoffnung.

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