Wie
in meinem vorherigen Beitrag beschrieben, habe ich mich vor Jahren ehrenamtlich für eine Umweltorganisation engagiert.
Da
stand ich nun, in dem Affenhaus des großen Tierparks in Hamburg. Die
Mandrillen waren mit ihren Gesichtsfarben die Stars in der Manege.
In
meiner dunklen Ecke konnte ich da nicht mithalten. Somit war aktive
Ansprache der Tierparkbesucher:innen gefragt. Das funktionierte
soweit gut. Es gab Spenden, Unterschriften etc.
Dann kam
eine Familie in das Haus. Die Kinder liefen durch den Raum, und dem
Vater fiel ein kopulierendes Affenpärchen auf. „Kuck ma, die Affen
ficken“ schallte es von ihm begeistert durch den Raum.
Es war
die Zeit vor den Smartphones. Somit musste der interessierte
Beobachter, ja maskulin, ganz dicht an die Scheibe herantreten, und
die Eindrücke abspeichern.
Ich stand, im wahrsten Sinne
des Wortes, im Hintergrund und wurde gar nicht beachtet.
Der
Rundgang führte die Familie an meinem Stand vorbei. Ich entschied,
nicht proaktiv das Gespräch zu suchen, und blieb still.
Man(n)
schaute quasi durch mich durch, und da ich auch nicht durch
Bewegungen auf mich aufmerksam machte, verließ die Gruppe das Haus,
ohne mich im Geringsten beachtet zu haben.
Der
Bundestagswahlkampf 2021 hat mich einige Male an diese Situation
damals erinnert. Es gibt bedauerlicherweise Menschen, deren
Auffassungsgabe nur für das Betrachten von bunten Bildern
reicht. Und die Parteien versuchen verzweifelt, diese Bevöklerungsschicht zu erreichen.
Das
kann unterhaltsam sein.
Wir haben jedoch in unserer
Gesellschaft einen Punkt erreicht, der nicht mehr lustig ist.
„Hängt
die Grünen“, „Nazi’ töten“, „Feminismus, Ihr Fotzen“,
„Spacken“ sind Provokationen unter der Gürtellinie. Kein
politischer Diskurs.
Ja, ich verstehe die sarkastische
Gegenreaktion auf die unsägliche Aktion einer rechtsradikalen
Partei. Ich selber habe einen provokanten Titel für diesen
Blogbeitrag gewählt. Und manchmal regt Provokation zum Nachdenken
an. Manchmal wird jedoch auch das Gegenteil damit
erreicht.
Menschen, die sich an „fickenden Affen“
erfreuen haben eventuell Probleme, die Nuancen im Bereich der Satire
zu erkennen. Und sie möchten auch nicht viel Nachdenken.
Somit verflacht der Sprachgebrauch in der Öffentlichkeit immer mehr, um die Aufmerksamkeit bildungsferner Bevölkerungsschichten zu erlangen. Die Wortwahl wird immer bildhafter und drastischer. Auch von Seiten der demokratischen Parteien in diesem Land. Eine Umkehr von Seiten der Medien oder der Parteien ist nicht in Sicht.
Beiträge
wie diese enden meist mit der Forderung nach mehr Bildung. Und ja,
ich stimme zu. Wenn die Parteien nur die Hälfte Ihre Werbeetats und
Ihrer Zeit nicht in den Wahlkampf, sondern in Bildungsprojekte
investiert hätten, wäre uns allen geholfen.
Meiner Meinung
nach greift diese Forderung dennoch zu kurz.
Ohne ein vorhandenes Interesse und eine gewisse Neugier lässt sich der Mensch nun mal nicht bilden. Und ein Teil unserer Gesellschaft möchte nur sein schlichtes Welbild bestätigt sehen. Mehr nicht.
Vielleicht sollten wir
einige Menschen auf ihrer Suche nach fickenden Affen einfach vorbeiziehen
lassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen