Im Treppenhaus stapeln sich die Prospekte, die die Nachbarn aus den Briefkästen heraus geholt, und auf eben diesen abgelegt haben. Die Altpapiertonne steht vor dem Mietshaus, keine fünf Meter entfernt. Seit Jahren denke ich darüber nach, warum Menschen so handeln. Aus Bequemlichkeit, oder aufgrund von Ignoranz? Einmal in der Woche wird das Treppenhaus gereinigt, und die Hinterlassenschaften entsorgt. Somit ist immer jemand da, der hinter einem aufräumt. Ein Nachdenken über das eigene Handeln scheint nicht erforderlich.
Das
erklärt vielleicht auch unseren Umgang mit dem Klimawandel. Das
eigene Handeln wird nicht mit Konsequenzen in Verbindung gebracht.
Eine
Raumtemperatur von 26 Grad scheint genauso normal, wie mit 200 km/h
auf der Autobahn zu rasen.
Über
die Jahre hat unsere Gesellschaft verlernt, sich mit den Folgen des
immer größer werdenden Konsums auseinanderzusetzen. Es gibt immer
eine vermeintliche Rechtfertigung für das eigene Handeln. Ein
Prozess, der sowohl von der Politik, als auch von der Wirtschaft
begünstigt wurde.
Jetzt,
nach zwei Jahren Pandemie und einem andauernden Krieg auf
europäischen Boden, werden einige Güter knapp und es kommt zu
Preissteigerungen. Diese Entwicklung ist für Menschen besonders
bitter, die aus monetären Gründen keinen Verzicht ausüben können.
Dieser Beitrag richtet sich allerdings an die Menschen, die verzichten können.
Es
trifft zu, dass der Begriff „Eigenverantwortung“ häufig dazu
verwendet wird, um staatliches Nichthandeln im Neoliberalismus zu
beschönigen.
Eigenverantwortung
jedoch zum Unwort zu erklären, hilft meiner Ansicht nach nicht
weiter.
Der
Begriff Verantwortung trägt den Wortteil „Antwort“ in sich.
Somit ließe sich Eigenverantwortung auch so erklären, dass wir uns
selbst Fragen stellen, und nach einer eigenen Lösung suchen.
Selbstverständlich
ist es möglich im Auto mit 220 km/h von A nach B zu rasen. Den Motor
beim Eiskratzen laufen zu lassen, oder 500 Meter mit dem PKV zum
Bäcker zu fahren.
Nur,
dann verbrauche ich eben Ressourcen, und muss dafür bezahlen. Das
ist die Konsequenz aus meinem Handeln bzw. Verhalten. Und nein, es
gibt keinen Artikel im Grundgesetz, der mir eine
Durchschnittsgeschwindigkeit garantiert. Das Gleiche gilt für
Zähneputzen mit laufenden Wasser, Duschen/Baden oder Dauerlüften
bei auf 26 Grad eingestellter Heizung.
Wir haben uns, aus den eingangs erwähnten Gründen, daran gewöhnt, dass jemand hinter uns aufräumt. Werden wir aufgefordert uns selbst darum zu kümmern, fangen wir an zu motzen. Und die Politik der letzten Jahrzehnte hatte Angst vor diesen motzenden Wähler:innen, die aufgestachelt von unerträglichen Boulevardblättern Populisten hinterherliefen, die ihre bisherige Weltanschauung garantierten.
Dieses Weltbild hat jedoch nie real existiert!
Wenn sich Teile einer Gesellschaft nur dann frei fühlen, wenn sie über ihr eigenes Handeln nicht nachzudenken brauchen, und es dann auch noch eine Partei in der aktuellen Koalition gibt, die diesen Begriff der Freiheit definiert, wie sollen wir die Herausforderungen in der Zukunft bewältigen?
Ich bin dankbar für die deutlichen Worte des amtierenden Wirtschaftsministers vor ein paar Tagen, der unser Handeln recht deutlich in das korrekte Verhältnis zu unserem Anspruch gesetzt hat. Es gibt keinen umweltfreundlichen Konsum. Umweltverträglichkeit ist das maximale Ziel. Und dazu gehört auch, dass überproportionaler Ressourcenverbrauch zu monetärer Belastung führen muss. Denn leider ist ein großer Teil unser Gesellschaft nicht gewillt die bestehende Freiheit für eigenverantwortliches Handeln zu nutzen.
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