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Samstag, 8. Oktober 2022

Eyes tight closed

Kinder laufen mit großen Augen durch das Leben. Fast jeden Tag gibt es für sie etwas Neues zu entdecken. Die Zukunft scheint unendlich und spannend. Im Laufe des Erwachsenwerdens kommen immer mehr Erfahrungen, Pflichten und auch Regeln dazu. Die Zukunft gerät in den Hintergrund, das Hier und Jetzt rückt in den Blickpunkt. Das ist an sich nichts Neues. Bemerkenswert meiner Ansicht nach ist der gegenwärtige Eskapismus in unserer Gesellschaft.

Hatten wir in der Hochzeit der Pandemie einen Diskurs über nachhaltigen Konsum? Und wie war das Verhalten der Mehrheitsgesellschaft als die Restriktionen entfielen, und das „normale Leben“ wieder möglich war? 

Mit einem Krieg im Rücken und steigenden Energiekosten vor Augen wurde erst einmal verreist. Sicher, manch eine Reise musste endlich durchgeführt werden, um nicht auf Stornokosten sitzen zu bleiben. Dies gilt jedoch nicht für alle Buchungen. Augen zu und durch“ scheint das Motto dieser Tage zu sein.

Es mag sein, dass „2/3 der Deutschen“ in Umfragen den Eindruck vermitteln, dass es Ihnen bewusst ist, das JETZT gehandelt werden muss, um die Zukunft positiv zu gestalten. Ja, ich erwähne den Begriff „Positiv“ im Zusammenhang mit der Zukunft. Es wäre möglich, es ist genug für alle da. Die gerechte, oder zumindest gerechtere Verteilung ist die große Herausforderung. Wir müssten uns nur Gedanken über die Zukunft machen, und wie wir sie besser gestalten könnten. Es gäbe genug kluge Ideen.

Ich verwenden den Konjunktiv, da ich nicht glaube, dass es zu einem neuen Wertkanon kommen wird. Meiner Meinung nach nutzen „2/3“ der Deutschen ihre Augen dafür sich Metawesen im Kino oder im Stream anzuschauen, anstatt den jetzigen Herausforderungen „ins Auge“ zu schauen. 

Was war zuerst da? Die Politik mit Ihrem Versprechen der „Normalität“, oder das Wahlvolk mit der Forderung nach diesem Wahlversprechen?

Letztendlich egal, denn „die Normalität“ gibt es nicht. Es ist eine Illusion, wenn auch eine beruhigend schöne. Nur wenn wir alle das eingestehen, ist eine positive Gestaltung der Zukunft möglich. 

Warum tun wir uns damit so schwer? 

Eine mögliche Antwort habe ich in dem Buch „Zukunft Denken“ von David Christian gefunden. Dort steht auf Seite 128:

(….)“Langsames Denken verlangt mehr Anstrengung und Konzentration als schnelles Denken, geht dabei aber Problemen konsequenter auf den Grund, verwendet mehr Informationen und unterzieht seine Schlussfolgerungen einer strengeren Prüfung. In großen, mit leistungsfähigen Gehirnen ausgestatteten Organismen, wie wir es sind, werden viele der großen folgenreichen Entscheidungen über die Zukunft mit dem langsamen, bewussten Denken getroffen (…)“.

Schauen wir uns die Debattenkultur in den sozialen Medien an. Aus den „1:30“ in den Talkshows wurden 30 Sekunden auf TikTok. Es wird nur noch von einem Aufreger zu Nächsten gehetzt. An sich schon schlimm, meines Erachtens ist es jedoch noch viel schlimmer, dass sich die klassischen Medien dieser nicht vorhandenen Debattenkultur anpassen, zum Beispiel die „Tagesschau“ auf TikTok. Und, um noch mal auf die berühmten „2/3“ zurückzukommen. Ein großer Teil der Verfasser*innen von Onlinekommentaren verwechseln Häme und Spott mit Diskurs. 

So drehen wir uns als Gesellschaft im Kreis. Medien wollen die Auffassungsgabe der „User*innen“ nicht überfordern. Und durch die verkürzte Darstellung sinkt die Auffassungsgabe der Nutzer*innen immer weiter.

Es mag nach Verschwörungstheorie klingen wenn ich die Ansicht vertrete, dass überfordertet Verbraucher*innen und Wähler*innen einigen Vertreter*innen in Politik und Gesellschaft gelegen kommen. Vielleicht enden wir ja wie in dem Film „Idiocracy“. 

Sicher ist, dass es nicht besser wird, wenn wir diese Entwicklung nicht verändern, bzw. stoppen. Denn, um erneut mein Lieblingszitat zu erwähnen:

If you close your eyes to facts, you will learn trough catastrophe“

Schade, dass wir uns seit Jahrzehnten so verhalten, wie es dieses Zitat vom afrikanischen Kontinent zusammenfasst. 

In diesem Sinne, Augen auf!


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